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Museum Abteiberg 2017 - mit neuen Ausstellungen und einem neuen Blick auf den Kunstbestand




Ein Antimuseum, Alexandra Bircken  und noch eine offizielle Preisverleihung – das Jahr 2017 geht für das Museum spannend und abwechslungsreich weiter.  

Noch bis zum 26. Februar ist im Museum Abteiberg die Ausstellung „What Would I Do in Orbit?“ von Anne-Mie Van Kerckhofen zu sehen. Ab dem 23. März geht es dann mit  Alexandra  Bircken und der Ausstellung  „Stretch“ weiter (Ausstellungseröffnung: Sonntag, 26. März, 12 Uhr).
»STRETCH« ist eine umfassende Werkschau der in Köln lebenden Künstlerin Alexandra Bircken, die sowohl frühe als auch neue ortsspezifische Arbeiten zeigt. Das Experiment mit dem Material sowie der Körper als Ausgangspunkt sind grundlegende Parameter ihrer skulpturalen Arbeit. Die Haut als Bekleidung, als Organ und zellulare Struktur, aber auch als Grenze zwischen Innen und Außen bildet den Initiator für die Entwicklung der vielschichtig konstruierten Werke der Künstlerin. Materiell sind ihre Objekte geprägt von unterschiedlicher, oftmals kontrastierender Beschaffenheit. Gipsmodellagen, Wachse, Fragmente von Schaufensterpuppen und Kleidungsstücke, die als Körperteile zum Einsatz kommen, sowie mit Wolle verdichtete Strukturen werden als Versatzstücke genutzt und miteinander verwoben.
Rund sechzig Arbeiten werden im Museum Abteiberg zu sehen sein, verteilt im großen Wechselausstellungsraum und dem offenen Ausstellungsbereich in der Straßenebene. Über den Parcours verteilt tauchen diverse an menschliche Figuren erinnernde Skulpturen auf, die auf Treppen drapiert, stehend oder liegend dem Besucher gegenübertreten. Waffen wird durch Verletzungsspuren – etwa in den aus Motorradbekleidungen gefertigten Figuren – thematisiert. Maschinen, Waffen sowie zwei Motorräder werden durch Schnitte dekontextualisiert.

Erstmalig sind in dieser Ausstellung, die gemeinsam mit dem Kunstverein in Hannover realisiert wurde (dort zuvor 30.09. – 27.11.2016), frühe Objekte und Skizzen zu sehen, die an der Schnittstelle von Mode und Kunst entstanden. Mit dem Shop »Alex« (Köln) begann 2003 die künstlerische Arbeit Birckens, die zuvor eine Ausbildung zur Modedesignerin am St. Martins College in London absolviert hatte, wo sie lange lehrte und sich u. a. mit ihrem eigenen Label »Faridi« einen Namen machte. Bereits ihre frühen Accessoires lassen ein künstlerisches Interesse an Objekthaftem und Räumlichem erkennen. Alexandra Bircken entwickelte große ortsspezifische Interventionen, die das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie Figur oder Roboter im Raum beleuchten. Der Ausstellungsparcours als eine räumliche Welt aus Protagonisten und Formwandlungen lässt das Publikum sich selbst und die eigene Relation zu Welt und Zeit thematisieren. 

Die Ausstellung im Museum Abteiberg und die Künstlerpublikation werden realisiert mit großzügiger Förderung durch die Stiftung für Kunst, Kultur und Soziales der Sparda Bank West und endet mit einem Finissage-Konzert.

Die Zukunft der Zeichnung ist der Computer
oder: Das Neue in der Sammlung Etzold - K.O. Götz vom 9. Juli – 10. Dezember 2017

Seit 1970 befindet sich das berühmte Großkonvolut der Moerser Sammler Hans Joachim und Berni Etzold als Dauerleihgabe in Mönchengladbach. Wichtige Werke von Yves Klein, Lucio Fontana, Piero Manzoni, den Bewegungen der Zero, Op und Pop Art sowie auch eine außerordentlich rare Sammlung früher Computergrafik werden vom Museum in Mönchengladbach verwahrt. Seit Eröffnung des Museums Abteiberg befinden sich Werke der Sammlung Etzold an prominenten Stellen im Haus. Es ist die einzige Gastsammlung im Museum Abteiberg, in ihrer Präsenz immer verbunden mit dem historischen Coup des Museumsdirektors Johannes Cladders, sie gegenüber der städtischen Politik als Lockmittel für den Neubau des Museums Abteiberg benutzt zu haben.

Sammlung unauffällig, Ausstellung auffällig: Über einen Zeitraum von rund sechs Monaten werden im großen Wechselausstellungsraum zentrale Werke der Sammlung Etzold ihre heutige Gegenwärtigkeit demonstrieren. Vorausgegangen sind Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart, Kommunikationen, die einen neuen Blick auf die Kunst der frühen 1960er Jahre ergaben und zudem einen Spaß daran, diese Werke mit der Jetztzeit zu verknüpfen und sie mehr oder weniger gesteuert auf das heutige Publikum loszulassen.

Gezeigt werden frühe computergrafische Bilder von Herbert W. Franke, Manfred Mohr, Frieder Nake und Georg Nees, digital inspirierte Bilder von K.O. Götz, vibrierende Bilder von François Morellet, Jesús Rafael Soto und Victor Vasarely sowie neue Bilder aus der Kunst- und Filmwelt.

Während der Zeit der Präsentation gibt es ein besonderes Vermittlungsprogramm für unterschiedlichste Interessengruppen. Ein Workshop wird die Konstruktion des heutigen Prinzips Pixar untersuchen und Fachleute dazu einladen, die verschiedenen Epochen der digitalen Welt zu erklären.

Von da an
Temporäre Wiedereröffnung des Städtischen Museums in Mönchengladbach
Räume, Werke, Vergegenwärtigungen des Antimuseums 1967 bis 1978, ein Ausstellungsprojekt des Museums Abteiberg im alten Städtischen Museum, Bismarckstraße 97, 13. September bis 10. Dezember 2017

Am 13. September 1967 begann ein legendäres Programm im Städtischen Museum in Mönchengladbach. Der neue Direktor Johannes Cladders eröffnete seine Amtszeit mit der ersten großen Ausstellung von Joseph Beuys. Es war eine Schau von Objekten, die nicht wie Kunst sondern wie unerklärliche Relikte wirkten: Dinge, Fundstücke auf dem Boden, angelehnt an Wänden oder gestapelt in Vitrinen. Das Museum erschien als ein kulturhistorischer Lagerplatz. Cladders und Beuys nannten es einen Ort der Anthropologie. In den folgenden Jahren herrschten in den alten Museumsräumen in Mönchengladbach neue Begriffe für Kunst. Das Programm handelte von völlig veränderten Kunstbegriffen, zeigte dabei u.a. die erste institutionelle Ausstellung von Carl Andre (1968), Fotoserien von Bernd und Hilla Becher (1968), Raumkonzepte von Künstlern wie Hanne Darboven, George Brecht, Robert Filliou (1969), Stanley Brouwn, Hans Hollein (Alles ist Architektur. Eine Ausstellung zum Thema Tod) (1970), Marcel Broodthaers (Film als Objekt. Objekt als Film 1971), Daniel Buren (1971, 1974), Blinky Palermo, Lawrence Weiner (1973), Gerhard Richter (1974) und John Cage (1978), die heute zu den wichtigsten Protagonisten der jüngeren Kunstgeschichte zählen.

50 Jahre danach will das Museum Abteiberg eine Ausstellung realisieren, die bewusst am historischen Ort stattfindet und die dortige Geschichte der Jahre 1967 bis 1978 thematisiert.
Geplant ist ein Konzept, das den Originalschauplatz vergegenwärtigt. Es wird darum gehen, dem heutigen Publikum, das so oft über Radikalitäten der heutigen Kunst klagt, die radikal institutionskritischen Konzepte vergangener Zeiten zu vermitteln: die phänomenologische und strukturalistische Wende der bildenden Kunst und ihrer Wahrnehmung in den 1960er und 70er Jahren sowie die hieraus resultierende Vision einer neuartigen Identität von Museum. Cladders benannte sie 1968 in Anknüpfung an einen Begriff von Willem Sandberg als das 'Antimuseum'. Aus dem damaligen Programm entwickelte sich das bauliche Konzept des Museums Abteiberg (Hans Hollein, ab 1972).




Die alten Räume werden Werke der damaligen Künstlerinnen und Künstler, Dokumentationen und Rekonstruktionen ihrer frühen Präsentationen zeigen. Der Grad der Rekonstruierbarkeit von Ausstellungsszenen und -atmosphären ist ein Experiment. Aufgrund konservatorischer Einschränkungen und teils nicht mehr verfügbarer Werke verbinden sich unterschiedliche Ebenen der Darstellung: Die Räume selbst spielen die zentrale Rolle für die Vergegenwärtigung, neben originalen Objekten werden Reproduktionsmedien verwendet. Das Konzept wird gemeinsam mit dem Kurator Antony Hudek und dem Künstler Olivier Foulon realisiert, im Dialog mit einigen damaligen Künstlern sowie mit Künstlern der jüngeren Gegenwart, deren Präsentationsideen eine Beziehung zwischen den Zeiten herstellen.

Die leerstehenden Originalräume des Alten Museums in Mönchengladbach sind ein einmaliger Ort für die Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Institution Museum. Weder das Museum Abteiberg noch ein anderes gegenwärtiges Museum könnte eine Einfühlung in die vergangenen Räume des 20. Jahrhunderts geben. Es ist ein Experiment zur rechten Zeit, da die internationale Forschung großes Interesse an der Vorgeschichte der heutigen Museumslandschaft entwickelt: Das Projekt in Mönchengladbach ist ein Vorhaben, das historische Museumsräume und visionäre Museumsbegriffe aufeinander prallen lässt. Die Herausgabe einer Publikation der Ausstellungen 1967 – 1978, betreut durch Susanne Rennert – ein langjähriges Desiderat der Forschung, das mit Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland gelang – ergänzt das Vorhaben. Das Gesamtprojekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Kontaktdaten:

Stadt Mönchengladbach - Pressestelle

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