Der Heinsberger FDP-Landtagsabgeordnete Stefan Lenzen hielt
am 12. Juli seine erste Rede vor dem Plenum im Landtag NRW. Lenzen, der dem
Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales angehört, verteidigte in einer
Aktuellen Stunde die Entscheidung der Landesregierung das Verfahren der
anonymisierten Bewerbung abzuschaffen und durch andere Instrumente zu ersetzen.
Er setze sich in seiner Rede für mehr Vielfalt in der Verwaltung aus und gab
ein klares Bekenntnis zum Einwanderungsland NRW ab:
„Wir in Nordrhein-Westfalen
werden auch in Zukunft, wenn wir unseren Wohlstand, die Stabilität unserer
sozialen Sicherungssysteme und den Charakter unseres Landes erhalten wollen,
ein Einwanderungsland bleiben. Müssen und wollen!
Diese Vielfalt, die unser Land
ausmacht, muss auch im öffentlichen Dienst repräsentiert werden. Das fördert
das Verständnis untereinander, überwindet kulturelle Barrieren und gehört zu
einer effizienten, kundenorientierten Verwaltung heute einfach dazu.
Der Anteil von Menschen mit
Migrationshintergrund in der öffentlichen Verwaltung ist immer noch
unzureichend.
Wenn eine Maßnahme – wie die
anonymisierte Bewerbung – nicht die
gewünschten Effekte erzielt, dann muss man sie überdenken.
Alleine eine schlichte
Anweisung an die Personalverantwortlichen, man solle mehr Menschen mit
Migrationshintergrund einstellen, hätte mindestens genauso viel, wenn nicht
sogar mehr gebracht.
Eine moderne Werbekampagne für
mehr Migranten im öffentlichen Dienst kann einen weitaus effektiveren Beitrag
zur Erhöhung des Anteils in den Landesbehörden leisten.
Das Fazit bei einigen
Großunternehmen, die sich ebenfalls an dem Pilotprojekt beteiligt hatten, fiel
eher ernüchternd aus. Begründung: Das Verfahren habe zwar nicht geschadet, aber
auch nichts genützt.
Hinzu kommt, dass spezielle
Kompetenzen von Bewerbern mit Einwanderungsgeschichte, wie muttersprachliche
Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz, in der „anonymisierten
Bewerbung“ zunächst unter den Tisch fallen.
Zudem sind auch sprachliche,
grammatikalische und rechtschreiberische Unzulänglichkeiten bei der Bewerbung
eines Migranten gegebenenfalls anders zu werten als bei einem Bewerber ohne
Migrationshintergrund. In diesen Fällen bedeutet die anonymisierte
Bewerbung sogar einen Nachteil.
Wir gehen jetzt eine Steigerung
des Anteils der Menschen mit Migrationshintergrund in der öffentlichen
Verwaltung – ernsthaft und nachhaltig – an.“
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