Fulda (ots) - Details zur Festnahme eines Tatverdächtigen im Entführungsfall Markus Würth
des Polizeipräsidiums von Donnerstag, den 15. März 2018
Fulda (ots) - Details zur Festnahme eines Tatverdächtigen im
Entführungsfall Markus Würth
FULDA / GIESSEN / SCHLITZ / OFFENBACH - Im Fall des im Juni 2015
entführten Unternehmersohns Markus Würth hat die Polizei am
Mittwochmorgen (14.03.) in Offenbach einen 48 Jahre alten
Tatverdächtigen festgenommen und dessen Wohnung durchsucht. Der Mann
ist serbisch-montenegrinischer Staatsangehöriger und lebt seit 1994
in Deutschland. Nach seiner Festnahme und der anschließenden
Vernehmung wurde der Beschuldigte auf Antrag der Staatsanwaltschaft
Gießen dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt, der den Vollzug
der Untersuchungshaft wegen des dringenden Tatverdachts des
erpresserischen Menschenraubes anordnete.
Der damals 50-jährige Markus Würth war am Mittwoch, den 17. Juni
2015, in Schlitz-Sassen entführt worden. Der Täter forderte damals
insgesamt 3 Millionen Euro Lösegeld. Die Geldübergabe, die nachts im
Bereich der BAB 3, Höhe Würzburg, stattfinden sollte, scheiterte
jedoch. Nachdem der Entführer das Versteck des Opfers preisgegeben
hatte, konnte Markus Würth am Folgetag in einem Waldgebiet bei
Würzburg-Kist an einen Baum gefesselt aufgefunden werden. Seitdem
fahndete die Staatsanwaltschaft Gießen gemeinsam mit einer bei der
Kriminalpolizei in Fulda eingerichteten Sonderkommission nach dem
oder den unbekannten Entführern.
Im Frühjahr 2017 erreichten die Familie Würth mehrere E-Mails
eines zunächst unbekannten Verfassers. In den Schreiben wurde vor
einer erneuten Entführung des Unternehmersohns gewarnt und ein hoher
Geldbetrag für die Verhinderung der angeblich bevorstehenden Tat
verlangt. Dabei offenbarte der Verfasser zahlreiche Details über den
Entführungsfall aus dem Jahr 2015, so dass die von Anfang an
eingeschalteten Strafverfolgungsbehörden annahmen, dass es sich bei
dem Verfasser der Mails um einen einst Tatbeteiligten handeln muss.
Zu der in den Textnachrichten angekündigten Entführung kam es
schlussendlich genauso wenig wie zur Zahlung einer Geldsumme. Im
Sommer 2017 endete der E-Mail-Kontakt.
So blieb die wichtigste Spur der Ermittlerinnen und Ermittler eine
Tonbandaufzeichnung mit der Stimme des Erpressers. Das
Sprachwissenschaftliche Institut der Philipps-Universität Marburg
hatte die Stimmsequenz analysiert und darauf aufbauend gemeinsam mit
den Strafverfolgungsbehörden ein Täterprofil erstellt. Mit diesem
Täterprofil wandten sich Staatsanwaltschaft und Polizei im Frühjahr
2017 - parallel zu dem erwähnten neuerlichen Erpresserkontakt - an
die Öffentlichkeit. Zahlreiche Zeitungen, Radio- und Fernsehsender
trugen zu einer weiten Verbreitung des Fahndungsaufrufs bei.
Zeitgleich erhielten mehrere tausend, aus dem ehemaligen Jugoslawien
stammende Menschen im Rhein-Main-Gebiet postalisch das
Fahndungsplakat zugestellt. Die Polizei richtete ein Hinweistelefon
ein; über 6.200-mal hörten sich Interessierte die Täterstimme an.
Insgesamt erhielten die Ermittler mehr als 600 Hinweise zum Fall aus
der Bevölkerung.
Einer dieser Hinweise brachte die Beamtinnen und Beamten
schließlich auf die Spur des Festgenommenen. Denn eine Zeugin
erinnerte sich an die Stimme eines Handwerkers, der in ihrer Wohnung
Renovierungsarbeiten durchgeführt hatte. Während der sich
anschließenden Ermittlungen konnte die Polizei die Stimme dieses
Mannes aufzeichnen.
Die Sprachwissenschaftler der Philipps-Universität Marburg wurden
daraufhin erneut eingeschaltet und stellten bei der Auswertung der
Aufzeichnungen fest, dass es sich mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit um die Täterstimme handelt. Ergänzend legte das
Bundeskriminalamt Untersuchungsergebnisse vor, wonach auch die
Textinhalte der E-Mail-Serie Alleinstellungsmerkmale aufweisen, die
sich mit denen der Stimmaufzeichnung decken.
Aufgrund dieser Befunde und weiteren Übereinstimmungen mit dem
vorab erstellten Täterprofil gelang es schließlich, einen dringenden
Tatverdacht gegen den Beschuldigten zu begründen und einen Haftbefehl
gegen diesen zu erwirken.
Die Ermittlungen dauern an.
Polizeipräsidium Osthessen
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