Telefonbetrüger schlagen zu
Fulda (ots) - FULDA / OSTHESSEN
Betrüger, die sich am Telefon
als Kriminalpolizisten ausgeben und auf diese Weise das Vertrauen der
Menschen ausnutzen, haben im Laufe der Woche in Fulda zugeschlagen.
Oft schon hat die Polizei vor den dreisten Tätern und ihren Maschen
gewarnt, dennoch haben sie immer wieder Erfolg. Egal ob "Enkeltrick",
"Schockanrufer", "Gewinnversprechen" oder als falsche Polizeibeamte:
Die Betrüger gehen rhetorisch geschickt und zugleich arbeitsteilig
und konspirativ vor. Der folgende Fall hat sich in Fulda zugetragen.
Wir schildern, wie die gemeinen Betrüger eine 66 Jahre alte Frau um
einen Teil ihrer Ersparnisse brachten:
Dienstagabend (08.08.), 20:00 Uhr. Bei der Geschädigten klingelt
das Telefon. Die Frau, 66 Jahre alt, lebt allein in ihrer Wohnung und
hat keine engeren Angehörigen. Am Apparat ist ein Mann, der sich als
Beamter der Fuldaer Kripo ausgibt. Er berichtet der Frau über eine
Einbrecherbande, die in ihrer Nachbarschaft ihr Unwesen getrieben
habe, nennt ihr sogar die Straße mit dem Tatort. Außerdem weiht er
die Frau in eine Observationsmaßnahme zur Ergreifung der angeblichen
Einbrecherbande ein. Auf diese Weise gewinnt der Anrufer nach und
nach das Vertrauen seines Opfers, und so willigt die Frau schließlich
ein, zum eigenen Schutz ihre Wertsachen in die Obhut des falschen
Polizisten zu geben. Nachdem das Telefonat bereits vier Stunden
ununterbrochen geführt wird, läutet es gegen Mitternacht an der
Haustür der Fuldaerin. Dort steht ein angeblicher Kollege des
Anrufers, der sich zwar nicht mit einem Dienstausweis, jedoch mit
einem zuvor vereinbarten Kennwort legitimiert. Bereitwillig und
gutgläubig übergibt die Frau ihm ihre im Haus befindlichen
Wertsachen, Bargeld und Schmuck im Wert von mehreren hundert Euro.
Anschließend telefoniert sie noch fast eine ganze Stunde mit dem
falschen Polizisten. Während des Telefonats, das insgesamt beinahe
fünf Stunden dauerte, hat die Geschädigte nicht nur die im Haus
befindlichen Wertgegenstände verloren, sondern dem geschickt redenden
Anrufer auch einen tiefen Einblick in ihre finanziellen Verhältnisse
gegeben.
Mittwoch, 09. August. Wieder klingelt bei der Geschädigten das
Telefon und der gleiche falsche Kriminalbeamte wie am Vorabend ist am
Apparat. Er berichtet der Frau über betrügerische Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in ihrer Hausbank, denen er und seine Kollegen in
einem streng geheimen Ermittlungsverfahren auf der Spur seien. Der
Betrüger empfiehlt ihr aus diesem Grund, sämtliche Ersparnisse vom
Konto abzuheben und in einem Schließfach zu deponieren. Das Vertrauen
der Rentnerin in den Anrufer ist so groß, dass sie sich zu ihrer Bank
begibt und dort einen Teil ihrer Ersparnisse abhebt. Einem
Bankmitarbeiter, der die Geschädigte nach dem Zweck für die
plötzliche Liquidierung ihrer Einlagen fragt, antwortet sie aus
Rücksicht auf die streng geheime Polizeimaßnahme nur ausweichend. Das
Bargeld deponiert sie wie empfohlen in ihrem Schließfach.
Donnerstag, 10. August. Die Betrüger verwirklichen den letzten
Teil ihrer Tat. Am frühen Nachmittag fährt die Geschädigte wiederum
nach einem vorangegangenen Telefonat mit dem angeblichen Polizisten
zu ihrer Bank. Er hat es inzwischen geschafft, sie vollkommen
misstrauisch gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank
zu machen. Aus dem Schließfach entnimmt sie das gesamte Geld, um es
in trügerische Sicherheit zu bringen. Mit mehreren zehntausend Euro
in der Tasche trifft sie sich gegen 15:00 Uhr auf dem Domplatz mit
einem ihr fremden Mann. Wiederum durch ein "Kennwort" legitimiert,
übergibt die Frau ihm das gesamte Geld. Um alle Zweifel auszuräumen
gibt ihr der Unbekannte sogar noch sein Handy. In der Leitung der ihr
bereits vertraute Kriminalbeamte. Er rät ihr, sich in der Stadt ein
Handy zu kaufen um mit ihm in Verbindung bleiben zu können. Dazu gibt
er ihr seine -natürlich falsche- telefonische Erreichbarkeit durch.
Außerdem empfiehlt er ihr, mehrere Stunden nicht nach Hause zu
fahren, um die noch laufende Observation der Einbrecherbande nicht zu
gefährden. So verbringt die Rentnerin mehrere Stunden in der Stadt,
kauft sich sogar ein Handy.
Erst am Abend begibt sie sich zum Polizeipräsidium. Bei der Wache
erkundigt sie sich nach dem angeblichen Kriminalbeamten, sie müsse
ihn dringend sprechen. Tatsächlich gibt es in Fulda einen
Kriminalpolizisten mit dem gleichen Namen. Der Beamte an der Wache
fragt sie nach dem Grund für das Gespräch. Auf die Antwort, es
handele sich um einen geheimen Einsatz und ihre Frage, wann sie denn
wieder in ihre Wohnung zurückkehren könne, weist der Wachhabende sie
eindringlich auf die Möglichkeit hin, sie könne Betrügern aufgesessen
sein. Ungläubig und überzeugt von der Richtigkeit der vorherigen
Ereignisse verlässt die Geschädigte die Wache wieder. Erst gegen
23:30 Uhr dämmert ihr, dass sie Opfer einer gemeinen und
hinterhältigen Straftat geworden war. Erneut meldet sie sich bei der
Polizei und zeigt die Geschehnisse an.
Die echte Polizei hat sofort die Ermittlungen aufgenommen und
versucht nun, den Tätern auf die Spur zu kommen. Ein erster Hinweis
ist die Personenbeschreibung des falschen Polizisten am Domplatz.
Ihm hatte die Frau am Donnerstagnachmittag (10.08.), gegen 15:00
Uhr, ihre Ersparnisse übergeben. Der Mann war zwischen 20 und 25
Jahre alt und hatte kurze dunkelblonde Haare. Er war mit einer blauen
Jacke bekleidet und trug weder Bart noch Brille. Die Geldübergabe
fand an der nördlichen Domseite in Richtung der Marienkapelle statt.
Im Zusammenhang mit dem geschilderten Fall und der aktuell
andauernden Welle betrügerischer Telefonate rät die Polizei:
- Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotruf-Nummer 110
an. Das tun nur Betrüger. Sind Sie sich unsicher, wählen Sie die
Nummer 110. Benutzen Sie dabei aber nicht die Rückruftaste, da
Sie sonst möglicherweise wieder bei den Betrügern landen,
sondern wählen Sie die Nummer selber. Sie können sich aber auch
an die örtliche Polizeidienststelle wenden.
- Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und
finanziellen Verhältnisse.
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen.
- Deponieren Sie weder Geld noch Wertsachen auf Grund einer
Anweisung des angeblichen Polizeibeamten vor dem Haus oder der
Wohnung.
- Polizeibeamte in Zivil sind verpflichtet, sich auszuweisen.
- Zeigen Sie Fremden nie Ihr Bargeld und machen Sie auch keine
Angaben zu sonstigen Wertsachen.
- Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher notfalls auch
energisch, indem Sie laut sprechen oder um Hilfe rufen.
- Klären Sie lebensältere Familienangehörige, Nachbarn und
Bekannte auf.
Hinweise bitte an die Polizei in Fulda, Tel.: 0661 / 105 - 0, jede
andere Polizeidienststelle oder über die Onlinewache der Hessischen
Polizei, die rund um die Uhr im Internet unter
www.polizei.hessen.de/onlinewache erreichbar ist.
Polizeipräsidium Osthessen - Fulda (Hünfeld, Hilders)
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